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Kurz vor Ende der Tagung, vor der Wahl, noch während der letzten, entscheidenden Sitzung, war die Angst plötzlich weg. An ihre Stelle war Neugierde getreten. Die unvermeidlichen Interviews gab er schon in Heiterkeit, überrascht, wie leicht ihm das Vokabularium zuwuchs: Wachstum, Aufschwung, Versöhnung, Tarifautonomie, Harmonisierung der Interessen, Rückblick, Ausblick, Anknüpfung an die Gemeinsamkeiten des Starts, wobei er diskret Autobiographisches einstreuen konnte, seine Rolle beim Aufbau einer demokratischen Presse, die Vorteile und Gefahren der Konzentration, die unschätzbare Rolle der Arbeiterschaft, auch der Gewerkschaften andeuten konnte; Kampf nicht gegen-, sondern miteinander. Manches, was er sagte, hatte ihm selbst sogar ziemlich glaubwürdig geklungen, obwohl Rolfs messerscharfe Analysen und Kortschedes düstere Voraussagen, bei aller Gegensätzlichkeit der Ansatzpunkte, ihm immer wahrscheinlicher erschienen. Es hatte Spaß gemacht, Geschichtliches, sogar Kunstgeschichtliches einzuflechten, Kathedralen und Menzel, Bismarck und van Gogh, dessen soziale, möglicherweise sogar im Ansatz sozialistische Energie, dessen missionarischer Eifer letzten Endes in die Kunst gemündet waren; Bismarck und van Gogh als Zeitgenossen; kurze, meditative Betrachtungen darüber brachten Farbe in die rein ökonomischen, wirtschaftspolitischen Aussagen, die man von ihm erwartete. Er hatte wieder in die nur scheinbar improvisierte Eleganz zurückgefunden, die ihm vor mehr als vierzig Jahren im Oberseminar bei Truckler so nützlich gewesen war; die er später bei zahlreichen Redaktionskonferenzen hatte anwenden können, die ihm aber bisher in der Öffentlichkeit nie gelungen war.